Montag, 16. März 2009

"Jeez. Doesn't Reed have any music past 1971?" - Reviews 09/09

Howdy!
Wie angekündigt leicht verspätet. Der Montag scheint sich so langsam als VÖ Datum einzuschleichen...
Übrigens gibt es H5W jetzt auch auf twitter. Hab mich angetwittert, sozusagen. Wer meinem gezwitscher lauscht, bekommt hier und da ein paar Infos zum Blog. Vorab die Titel der Woche, Wasserstandsmeldungen über den Fortschritt der aktuellen Episode etc...



Daredevil 116
– Marvel – Brubaker/ Aja, Gaudiana, Villarrubia

Boah, dieses Heft hat mich umgehauen! Hätte ich ein Wertungssystem, hier wäre eine 10/10, ohne mit der Wimper zu zucken. Brubakers Daredevil hat nach einer Schwächephase zu alter Stärke zurückgefunden. Der letzte Arc stand den gefeierten, ersten Heften seines Runs fast in nichts nach. And here it is! Sein bestes Heft an dieser Serie bislang.

Ein neuer Arc wird gestartet, auch wenn Bru seine Runs ja recht organisch gestaltet und einzelne Arcs nicht so exakt getrennt sind. In „RETURN OF THE KING“ geht es nun weder um Aragorn noch um Mr.Presley. Wilson Fisk betritt wieder die Bühne des MU. Dieses Heft klärt was denn der Kingpin so trieb in seiner Abwesenheit. Der Kingpin. Gefallener Boss der New Yorker Unterwelt. Alles verloren. Er tauchte in Europa unter, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Er findet sogar privates Glück, doch die Geister seiner Vergangenheit lassen ihn nicht los. Wie sagt man so schön, you can run, but you can't hide.

Jeder kennt den Kingpin. Auch wenn er in letzter Zeit ja so gut wie gar nicht vor kam. Der Kingpin ist der Inbegriff des Mobsters. Er wurde immer schon gut geschrieben und das er so unverwechselbar ist liegt natürlich auch am außergewöhnlichen Design der Figur von John Romita sr. , der ihn entgegen aller Mafiosi Klischees entwarf. Der Kingpin ist für die Streetlevel Helden Spider-Man und Daredevil eine Nemesis und aus dem Pantheon Marvels Villains nicht wegzudenken. Brubaker fällt nun die undankbare Aufgabe zu, diesen ruchlosen Gangster, gewissenlosen Mörder, in das Geschehen zurück zu holen. Sein Schicksal soll den Leser berühren, aber er darf natürlich auch nicht zur Weichwurst werden. Brubaker löst das Meisterhaft. Der Charakter bleibt glaubwürdig, keine Wandlung vom Saulus zum Paulus, vielmehr ein Mann, der sein Handeln zwar in gewisser Weise bereut, aber nicht aus moralischen Gründen, sondern weil die Gewalt wie ein Boomerang immer zurückkommt. Sie trifft aber nicht ihn, sie trifft die Menschen in seiner Umgebung. Ein Mann wie Fisk, der sein ganzes Leben durch Gewalt lebte, kann dieser nicht entkommen, egal wo er sich versteckt. Sie holt ihn ein, sei es in Form innerer Dämonen oder Rache suchender Gangster.

Brubaker kommt hier ganz klar seine Erfahrung in diesem „Milieu“ zu gute. Ob nun als Autor von CRIMINAL und SLEEPER oder als „Experte“ für die Romanfiguren von Donald Westlake. Ich denke, es gibt keinen besseren für einen Job wie diesen. Bru schreibt einen glaubwürdigen Kingpin, dem man abnimmt, mal DER Gangsterboss gewesen zu sein. Als LeserIn verspürt man Sympathie für diesen Mann, aber man schließt in nicht in die Arme. Das ist eine schmale Gratwanderung, die gemeistert werden will. Bru benutzt Fisk auch als Narrator der Story und lässt uns so sehr tief in die Psyche dieses Mannes schauen.

Zu dem exzellent geschriebenen Script gesellt sich dann auch noch ein Artwork, was mich förmlich aus dem Sessel gehauen hat. David Aja hat die am besten illustrierte Daredevil Story seit langem abgeliefert. Schon die erste Seite mit dem 12 Panel Raster ist ein Knüller, zieht einen in die Geschichte und dann kommt ein geniales Splashpanel auf Seite zwei. Allein die zwei Seiten haben alles, was Comics und ihre spezielle Form des Storytellings ausmacht. Diese Qualität zieht sich durch das ganze Heft. Perfektes, packendes Storytelling, ein unglaubliches Gespür für die Situation. Aja trifft immer den Nagel auf den Kopf. Die Rohe Gewalt, die von Fisk ausgehen kann, oder die Panik die ihn erfasst, wenn ihn mal wieder seine inneren Dämonen heimsuchen. Aja schafft hier ruhige Storyseiten aber auch explosive Actionsequenzen. Eines der Highlights ist sicher Storyseite 10, die von ihrem Design und von der Art des Storytellings stark an Jim Sterankos Großtaten aus den 60ern erinnert. Phänomenal. Aja und Brubaker sind ein großartiges Team, dass mich schon an THE IMMORTAL IRON FIST überzeugte. Aja hat aber auch schon mit Bru an Daredevil gearbeitet. Die tolle #88 , „The Secret Life of Foggy Nelson“, geht auf seine Kappe.Die Inks von von Sefano Gaudiano, der ja fast schon den gesamten Run von Brubaker inkt, holen das Optimum aus Ajas Zeichnungen heraus und sorgen für einen konsistenten „Serienlook“. Nicht wegzudenken aus diesem Team ist Colorist Jose Villarrubia, kein Unbekannter und unter anderem schon tätig für Paul Pope, Bill Sinkiewicz, Jae Lee, Kaare Andrews etc.. Also alles auch Artists jenseits des Superhelden Mainstream Looks. Seine Farben hier passen zur Serie, sind aber schon etwas offensiver als es die von Matt Hollingsworth in der Regel sind. Grandioser Job. Alles in allem perfektes Artwork, zum Zunge schnalzen!

Unbedingt mal rein illern. Kann man auch gut als One Shot genießen, um mit dem Schicksal einem der berüchtigsten Marvel Baddies auf dem Laufenden zu bleiben.

preview auf ign.com


Killer of Demons 1
– Image – Yost/ Wegener, Pattison

Auf Killer of Demons habe ich mich schon 'ne Weile gefreut. Das Projekt ist schon eine gefühlte Ewigkeit angekündigt und sollte erst bei Viper Comics erscheinen und landete schließlich bei Image. Das ist für die Serie sicher gar nicht so schlecht, denn bei Image ist das Spotlight doch um einiges heller.
KOD ist die erste creator owned Arbeit von Chris Yost, bekannt für seine arbeiten am X-Men Franchise und an vielen animierten Marvel Filmchen und Serien. Sein Partner ist der ATOMIC ROBO Artist Scott Wegener.


SPOILER AHEAD!


Dave Sloan ist so der typische Stino. Allerdings wurde er von Gott ausgewählt, dessen Waffe zu sein im Kampf gegen die Horden des Bösen. Die Dämonen der Hölle weilen nämlich unter uns, Dave kann sie durch eine Gabe Gottes sehen. Mit Hilfe eines Engels ist er der Killer of Demons.
Allerdings kommt es Dave auch ein wenig komisch vor, dass nur er die Dämonen sehen kann. Und warum sind so viele seiner unsympathischen Kollegen Dämonen? Oder andere nervende Zeitgenossen? Ist er ein durchgeknallter Serienkiller oder wahrhaftig der Schlächter der Höllenbrut?

KOD ist eine ausgesprochene spaßige Angelegenheit. Dabei schreibt Chris Yost sein Script nie albern, sondern mit einer gekonnt dosierten Brise schwarzen Humors. Er seziert Alltagssituationen und zieht seinen Witz aus der trockenen Darstellung von Daves Wahrnehmung. Die Persiflage auf die Alltagskultur mit all ihren Banalitäten trifft voll ins Schwarze.

Dorthin trifft auch Chris Wegener mit seinem Artwork. Ich liebe den Kerl für seine Arbeit an ATOMIC ROBO und auch seine PUNISHER WAR JOURNAL Hefte fand ich genial. KOD hat eben dieses hohe Niveau. Und genau wie bei ATOMIC ROBO schafft er es, die Situationskomik des Scripts in seine Illustration zu übertragen. Die Kolorierung hat Ronda Pattison übernommen, die auch schon an AROMIC ROBO Wegeners Art gekonnt mit Farben versah. Für das Lettering und das Heftdesign ist der Magdeburger Thomas Mauer verantwortlich. Toller Job.

KOD ist eine 3 Hefte umfassende Mini. Vom Erfolg des Heftverkaufs hängt ab, ob es weitere Minis geben wird. Also, kauft die Hefte!

offizielle KOD seite
preview auf newsarama.com
scott wegeners blog
chris yost on myspace
tom mauers blog


New Avengers: The Reunion 1
– Marvel – McCann/ Lopez, Lopez, Rudini

NA: The Reunion ist sicher ein wenig davon entfernt, ein perfekter Comic zu sein, aber trotz allem hatte ich unglaublich viel Spaß beim Lesen. Jim McCann hatte zweifellos Freude an den Charakteren und diese Freude färbt auf den Leser ab.

Der Name ist vielleicht ein wenig irreführend, aber so ist dem Heft eine höhere Aufmerksamkeit gewiss, als hätte der Titel „Ronin & Mockingbird“ oder so gehießen. Damit habe ich kein Problem. McCann gibt uns eine flott gepacete Superhelden Story mit Secret Agent Flair. Mit allem was dazu gehört. Ein sexy Pärchen mit ordentlich Konfliktpotenzial, AIM Terroristen, verrückte Wissenschaftler, fliegende Autos, geheime Waffenlager etc.. Seine Charakterisierungen sind vortrefflich. Am Anfang geraten Clint Barton und Bucky Barnes aneinander und beleben so den alten Hawkeye/ Cap Zwist auf einer anderen Ebene neu. Dieses Wortduell ist hervorragend geschrieben und für mich das Highlight dieses Heftes. Da wird erstens der „neue“ Cap einmal mehr im MU verankert und andererseits funktioniert hier das Heft auch wirklich als NA Spin Off. Aber auch die Mockingbird/ Clint Beziehung ist gut geschrieben. Das Pacing ist nahezu Perfekt, keine Szene in die Länge gezogen, weder die Talking Heads noch die Actionszenen. Der Cliffhanger lässt dann auch ein tolles NA Spin Off hoffen. Sehr gut gefällt mir auch, dass McCann anscheinend die Entwicklungen/Bedrohungen aus SECRET WARRIORS einbaut.

Das Artwork von David (Pencils) und Alvaro Lopez (Inks) und Dave Lanphear (Colos) ist eine ambivalente Geschichte. Auf der Haben Seite stehen ein exzellentes, butterweiches Storytelling und eine wirklich schicke Kolorierung. Man ist sofort im Banne der Geschichte, kann dem Geschehen immer folgen und das Ganze ist auch sehr tight. Aber die Gesichter sind stellenweise doch misslungen. Und vor allem in Szenen, in denen die Gesichter das A und O sind. So ist die Clint/Cap Szene in dieser Hinsicht ganz schön versaut. Auch auf Seiten, wo die Gesichter richtig gut aussehen, ist die Mimik dann das Manko. Und Clint sieht stellenweise auch viel zu jung aus, mehr wie ein Young Avenger. Diese Punkte fallen negativ auf, der positive Eindruck überwiegt aber bei weitem! Das neue Kostüm von Mockingbird gefällt mir auch sehr gut. So ein neuer Zwirn ist ja immer ein Thema für Fanboys. Dieses Neue funktioniert ausgesprochen gut, passt hervorragend zu dem Spionage Background der Figur. So muss Bobby jetzt nicht mehr in Hot Pants durch dunkle Gassen huschen. Die Brille ersetzt auch gut die Domino/Butterfly Maske, für mich immer noch das Highlight des alten Fummels.

Die Wiederbelebung von Mockingbird halte ich für sehr gelungen, zum einen ist sie den jüngeren nicht so geläufig und zum anderen haben Fanboys, die auf eine längere Fanvergangenheit zurückschauen, einen beliebten Charakter wieder, der alles andere als Over Used war und auch hervorragend in die neue Marvel Welt passt. Das erste Heft der Mini macht dazu einen sehr gekonnten Eindruck und scheint mir eine gute Grundlage für eine neue Erdung der Figur.

Im übrigen startet NA: The Reunion zusammen mit FF: Dark Reign den Reigen der Dark Reign Minis. Wenn die, die noch ausstehen, genauso viel versprechend beginnen wie die Beiden, lasse ich mich von Marvel gerne weiter ausnehmen.

preview auf ign.com


Spider-Man/ Human Torch: Bahia de los Muertos – Marvel – Beland/ Doe

Kann sich noch jemand an das Fantastic Four One Shot ISLA DE LA MUERTE erinnern? Hier liefert das Kreativteam, dass dieses spaßige Heft schuf quasi ein Sequel. Nur eben mit einem Team Up, das man nur als Fan Pleaser bezeichnen kann. Das letzte Spotlight auf diese Beziehung war Dan Slotts fantastische SPIDER-MAN/HUMAN TORCH Mini. Jeder, dem diese Superhelden Perle gefiel, wird auf jeden Fall an diesem Heft seinen Spaß haben.

Johnny Storm und Spidey wollen sich ein schönes Wochenende im Baxter Building machen. Die anderen Fantastics sind übers WE in der Negativ Zone und machen da irgendwelchen Kram. Zeit für ein lässiges Single Wochenende mit Pizza und Videospielen. Dann erreicht aber ein Notruf aus Puerto Rico die beiden. Es wird um die Hilfe der FF gebeten, ein Monster treibt sein Unwesen. Also macht sich unser Duo auf den Weg....

Tom Beland hat ein sehr schönes, unterhaltsames Heft geschrieben. Man darf keine komplexen Plots und verzwickte Twists erwarten. Bahia de los Muertos ist eine leichtherzige Story, die voll und ganz auf die beiden Hauptdarsteller zugeschnitten ist. Beland schreibt die Beiden ganz hervorragend, mit viel Witz und Gespür für die Charaktere. Es macht unglaublich viel Spaß dieses Heft zu lesen, wenn man denn mit Spider-Man und/oder Johnny Storm etwas anfangen kann. So ein leichtherzigen One Shot finde ich in Zeiten der im allgemeinen doch recht düsteren Stories sehr wertvoll. Man muss auch kein Wissen um aktuelle Kontinuität mitbringen, um dieses Heft zu verstehen. Das heißt aber nicht, das Beland sich mit den Figuren und deren Geschichte nicht auskennt. Um die Figuren so hervorragend zu charakterisieren, muss man schon Kenntnis von ihnen haben. So ganz nebenbei schüttelt Beland dann auch noch ein Ass in Form eines alten FF Gegners aus dem Ärmel. Dieser wurde schon seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt und die Wiedersehensfreude war groß!

Das Artwork von Juan Doe, den meisten wohl von seinen Coverarbeiten ein Begriff, ist sicher nicht jedermanns Sache. Wenn man aber auf etwas ausgefallenere Artworks jenseits des Superhelden Mainstreams steht, wird man die helle Freude daran haben. Juan Doe trifft mit seiner Art voll und ganz den Kern der Story. Das passt perfekt und ist in sich sehr stimmig. Besonders hervorheben möchte ich die tolle Kolorierung.

Es soll ja auch Leute geben, die Spider-Man seit dem Reboot ignorieren. Nun, auch für diese Fangruppe ist das Heft bestens geeignet, denn BND/OMD spielen hier keine Rolle.

preview auf comixoligy.com


Jersey Gods 2 – Image – Brunswick/ McDaid, Rosenberg

Der Name Glen Brunswick klingelte mir noch in den Ohren wegen der fantastischen Mini KILLING GIRL, die ebenfalls bei Image erschien. JERSEY GODS fand ich zwar vom Pítch nicht so spannend, aber Brunswick hatte bei mir eben durch KILLING GIRL genug Kredit. Das erste Heft fand ich dann auch ganz solide. Nur so richtig zünden wollte es noch nicht, die Mischung war auch etwas ungewöhnlich.

Die eigentliche Heldin ist die Angestellte Zoe. Die lebt in Jersey und träumt von der großen Stadt, ein typisches Jersey Girl eben. Dann tauchen aber plötzlich „Götter“ auf, die sich in einer Mall prügeln. Dies Götter erinnern an Kirbys NEW GODS oder an die ETERNALS. Zoe gerät dazwischen und zwischen ihr und dem Gott Barock scheint ein wenig zu funken.

Brunswick hat da ein nettes Szenario geschaffen, das mich beim zweiten Heft nun auch überzeugt hat. Diese ganze Götter-die-durchs-Weltall-düsen Sache ist herrlich cheesy und Brunswick verbeugt sich augenzwinkernt vor den großen Vorbildern, verleiht seinen Göttern aber auch „personality“. Der Twist mit Jersey Girl Zoe lockert das Setting entsprechend auf. Brunswick wechselt auch gekonnt die Narrative, was dem Lesefluss und den Charakterisierungen zu gute kommt.

Das Artwork stammt vom Briten Dan McDaid, ein noch relativ junger Zeichner der seit ein paar Jahren als Profi arbeitet. Sein Artwork passt perfekt zur Story, kommt es einem doch vor wie eine Mischung aus Jack Kirby und Darwyn Cooke. Große Namen, die ich auch nicht einfach so in den Ring werfe. Das Artwork gefällt mir ausgezeichnet und mit ein wenig mehr Routine kann McDaid ein ganz großer werden. Für diesen Stil könnte es insgesamt ein wenig tighter ausfallen. Die Kolorierung von Rachelle Rosenberg trifft nicht 100%ig meinen Geschmack, ist aber professionell erstellt.

Brunswick und McDaid haben da was Feines geschaffen und ich hänge da jetzt auch gut am Haken. Besonders gefallen mir diese Kleinigkeiten, die man überall entdecken kann, die Liebe für das Detail und der dezente Witz von Brunswick, der von McDaid hervorragend übertragen wird. Als Zugabe erhält man in diesem Heft noch ein schickes Cover von Darwyn Cooke, eine Leserbriefseite und zwei Pin Ups verschiedener Künstler. Es gibt übrigens auch ein Blog von Hauptcharakter Zoe als virales Marketing, den Link findet ihr unten.

preview auf comixology.com
"zoe's blog"
offizieller jersey gods blog
dan mcdaids seite
rachelle rosenbergs seite

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