Montag, 23. März 2009

" Bye-bye, Moe-Duck!" - Reviews 10/09

Soul Kiss 2 – Image – Seagle/ Cinello

Soul Kiss #1 hat mich vor 4 Wochen schwer begeistert. Die Vorfreude auf das zweite Heft war entsprechend groß. Ich wurde nicht enttäuscht. Nummer 2 ist genauso gut wir das erste Heft.

Die Story geht nahtlos weiter. Unsere Heldin Lili hatte in einer verzweifelten Situation einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, der sie aus einer misslichen Lage rettete. Der Preis: eine Seele für den Leibhaftigen, zur Hölle geschickt durch einen Kuss von Lili. Unser Mädchen hielt das alles für einen schlechten Traum und küsste ihren Freund. Schlecht für ihn. Nun hat Lili einen weiteren Deal mit dem Fürst der Finsternis. 10 Seelen in 10 Tagen für die Rettung ihres Freundes. Zeit los zulegen.

Steven T. Seagle schreibt hier einen äußerst charmanten Comic, der als eine Mischung aus Horror, Mystery und slice-of-life daherkommt. Seine Heldin ist sehr sympathisch. Eine liebenswerte twenty something, die einen beschissenen Job hat und sich aber trotz aller Widrigkeiten tapfer durchs Leben schummelt. Seagle schreibt sie sehr glaubwürdig und mit einer rotzfrechen Zunge.
Die Handlung bringt er gut in Schwung. Das Pacing ist genau richtig, der Cliffhanger kein Nägelkauer, aber dennoch gut genug um am Haken zu bleiben.

Das Artwork ist dann nochmal so ein richtiges Schmankerl. Marco Cinello legt seinen ersten Profi Job als Comicartist hin und macht das ausgezeichnet. Seine eigentliche Heimat hat er im Filmgeschäft, wo er als Storyboard Artist seine Brötchen verdient. Man kann nur hoffen, dass er gefallen an der Comicbranche findet, so das man ihn noch öfter bewundern kann. Sein Stil gefällt mir doch ausgezeichnet. Alles. Storytelling, Seitenlayout, Farbgestaltung, einfach alles. Mit Sicherheit wird nicht jeder Gefallen an diesem Artwork finden und Mainstream tauglich ist es auch nicht, in so einer Nische ist es aber perfekt aufgehoben.

Was soll ich sagen. Alle neuen Titel vom Image Imprint Man of Action, die in den letzten Wochen erschienen sind, waren von höchster Qualität. Das ist mehr als ein Achtungszeichen. Man of Action sollte man auf jeden Fall auf dem Schirm behalten.

preview auf cbr.com


The Immortal Iron Fist 23 – Marvel – Duane Swiercynski


Immortal Iron Fist war von der Nummer 1 an eine hervorragende Serie. Brubaker und Fraction haben damit eine (weitere) Meisterleistung abgeliefert. Ab Heft 17 übernahm der in Comickreisen damals recht unbefleckte Duane Swiercynski die Serie und nicht nur ich hatte Bedenken, dass es der Todesstoß war. Ohnehin ursprünglich nur als Mini geplant und nun ohne die Starpower der beiden etablierten Autoren konnte man Schwarz sehen, unabhängig von der Qualität.

Aber dieser Swiercynski ist ein Teufelskerl und auch wenn ich mich mit meinem Lobgesang auf ihn wiederhole, ich wiederhole mich gern. Als LeserIn der Serie bemerkt man eigentlich gar keinen Bruch, höchstens, dass die Geschichten etwas schneller zur Sache gehen. Und die eigentliche Leistung des Gespanns Brubaker/Fraction wird von Swiercynski ausgebaut. Damit meine ich diese neue Erdung des Charakters mit dem mystischen Background und vor allem, Zutaten, die eigentlich völlig trashig sind, zu einem glaubwürdigen Martial Arts Drama mit viel Street Level Charme zu verrühren.

Auch in diesem Arc sind die einzelnen Elemente für sich betrachtet extrem cheesy. Sechs Martial Arts Kämpfer, unsterbliche Waffen, gefangen in einer mystischen Stadt, gezwungen Videospiel artige Matches zu kämpfen. WTF? Aber das Ergebnis ist so gut, dass ich vor Begeisterung im Dreieck hüpfen möchte. Und so ganz nebenbei erweitert Swiercynski den Mythos Iron Fist um ein weiteres Kapital. Und das wirkt dermaßen konsistent, als hätten Bru und Fraction das von Anfang an geplant. Das ganze Heft ist ein Pageturner, flott und perfekt gepacet und beim Cliffhanger haute es mich dann richtig aus dem Sessel. Wow!

Das Artwork von Travel Foreman war für mich bisher immer ein kleiner Minuspunkt. Nun habe ich mich aber an ihn gewöhnt und mittlerweile finde ich das ganz hervorragend, was er da so macht. Da bleibt mir stellenweise echt die Spucke weg. Das passt perfekt zu dieser Serie. Einige Panels und Seiten sind hinreißend schön. Besonders gefällt mir sein stellenweise sehr ausgefallenes Storytelling, das aber nie konfus wird. Die Inks von Tom Palmer sorgen für die nötige Sauberkeit und Ruhe. Die Farben von Matt Milla für den Serienlook.
Die Zeichner Tonci Zojnic und Timothy Green II haben drei bzw. zwei Flashbackseiten beigesteuert, die ebenfalls sehr gelungen sind. Vor allem Tonci Zojnic gefällt mir sehr gut

Man kann nur hoffen, dass die Verkaufszahlen, die so um die 25.000 Hefte liegen, die zuständigen Redakteure zufrieden stellt, so dass am Konzept der Serie nichts geändert wird. Über eine Cancellation will ich lieber gar nicht erst nachdenken. Für mein Empfinden sind die Zahlen für einen Charakter wie Iron Fist sehr gesund. Aber wer weiß schon was in so einem Redakteur manchmal vorgeht.

preview auf marvel.com


The Amazon 1 – Dark Horse – Seagle/ Sale, Hollingsworth

The Amazon ist schon etwas älter. Etwas ist gut. Zwanzig Jahre hat diese Geschichte nun schon auf dem Buckel. Warum Dark Horse sich nun ausgerechnet jetzt entschließt, diese Hefte auf den Markt zu bringen, lässt sich nur erahnen, dass sie es tun, ist auf jeden Fall zu begrüßen. Tim Sale kann man ja durchaus als Star bezeichnen und Steven T. Seagle ist ja nun auch kein Unbekannter und hat ja durch Man of Action auch momentan ein wenig Buzz in der Szene.

Mit alten Comics ist das ja so eine Sache. Oft funktionieren sie einfach nicht mehr so gut, weil die Art und Weise mit Comics zu erzählen doch einen gehörigen Schritt nach vorne gemacht hat. The Amazon funktioniert aber prächtig. Der junge Seagle hat damals schon sein Können unter Beweis gestellt. Die Story ist gut erzählt und wirkt zu keiner Zeit altbacken. Das Pacing ist sicher etwas langsam, aber das würde wohl bei so einer Geschichte heute auch nicht anders sein. Ein wenig verwirrend fand ich am Anfang die zwei verschiedenen Captions, an diesen Erzählkniff gewöhnt man sich aber recht schnell.

Zur Story: Der Journalist Malcolm Hilliard bereist das Amazonas Gebiet, um einen Artikel über einen verschwundenen amerikanischen Waldarbeiter zu schreiben. Während seiner Reise bekommt er mit, dass sich ein Stamm indigener Bevölkerung gegen den Raubbau wehrt. Die Firma, die den verschwundenen Amerikaner beschäftigte und Ziel der Angriffe ist, scheint an einer Aufklärung wenig interessiert. Was hat es mit dem Amerikaner auf sich?

Die Geschichte ist spannend geschrieben und atmet spürbar den Zeitgeist jener Tage. Da ist es umso trauriger, dass zwanzig Jahre später sich eigentlich nicht viel geändert hat, was den südamerikanischen Regenwald und dessen Nutzung angeht und natürlich auch den Umgang mit indigenen Völkern. Man merkt, das dem jungen Seagle gehörig etwas unter den Nägeln brannte. Das wirkt aber nicht nervig, auch wenn die Botschaft sehr klar präsentiert ist.

Tim Saales Artwork ist immer noch äußerst schick anzusehen. Es ist beeindruckend, dass sein Stil sich zwar über die Jahre entwickelte, aber dennoch kann man hier schon einwandfrei Tim Sale identifizieren. Das spricht für den Artist! Die Farben wurden von Matt Hollingsworth modern aufgebrezelt, aber mit genug Gespür für die Epoche, so das der ursprüngliche Charme des Artworks erhalten bleibt. Das tolle Cover ist eine neue Arbeit von Tim Sale und Dave Stewart.

Sehr vorbildlich ist wieder einmal die Heftpräsentation. Dark Horse verdient sich da regelmäßig Bienchen, dieses Heft ist da keine Ausnahme. Besonderes Highlight ist eine Doppelseite, auf der anstelle eines Editorials sich die beiden Kreativen gegenseitig interviewen und so einige Details zum Entstehungsprozess preisgeben.

preview auf darkhorse.com
tim sales webseite


Astonishing Tales 2 – Marvel – V.A.


Astonishing Tales ist nun der nächste Versuch von Marvel, eine Anthologie am Markt zu etablieren.
Anthologien haben immer etwas faszinierendes. Dort können Sachen veröffentlicht werden, die wo anders keine Chance und keinen Platz hätten. Angesicht der Hefteflut, mit der Marvel dem Markt überschwemmt, sehe ich aber auch für diesen Versuch schwarz. Vielleicht ist AT sowieso nur für 12 Hefte geplant?

Keine Ahnung. Heft 1 hatte mir aus verschiedeneren Gründen nicht so richtig zugesagt, aber am zweiten Heft hatte ich doch meinen Spaß. An meiner Kritik für das erste Heft hat sich generell aber nicht s geändert. So präsentiert uns AT als „Hauptstory“ eine Wolverine/Punisher Story. Gekloppe mit Hydra in Madripoor. Visuell äußerst ansprechend präsentiert von Kenneth Rocafort. Das tolle Artwork ist ein Trost und auch so ist die Geschichte kurzweilig und voller cooler Sprüche. Aber mal ehrlich. Ich bin sicher keiner, der schlechte Witze über die Häufigkeit von Wolverine Auftritten reißt, aber muss in einer Anthologie einer der meist benutzten Charaktere einen weiteren Auftritt bekommen? Die Geschichte ist nicht schlecht, das ändert aber nichts an meiner Meinung, dass der Platz einer von Marvels hunderten unterrepräsentierten Charakteren besser gepasst hätte.

Die Zweite Story ist eine Iron Man 2020 Geschichte. Auch diese ist ganz nett. Story(Daniel Goodbrey) ist ok, das Artwork [Lou Kang (P), Craig Young (I), Chis Sotomayor (C)] weiß auch zu gefallen. Ich fühlte mich gut unterhalten,das ist schließlich die Hauptsache. Aber Iron Man 2020? Auch nicht gerade meine erste Wahl.

Die beiden anderen Geschichten sind aber genau das, was ich von einer Anthologie erwarte und entschädigen dank ihrer Abgedrehtheit mehr als ausreichend.
Da wäre eine kleine M.O.D.O.K. Story von Tod McKeever ( Story, Art) und Chris Chuckrey (Farben). Ihr wolltet schon immer wissen, wovor sich der Mechanismus der ausschließlich zum Töten designt wurde am meisten fürchtet? Hier erfahrt ihr es. Haltet euch beim Lesen aber fest, das ihr vor Lachen nicht von der Couch fallt!

Und da wäre Bobby and Sam in MOJOWORLD, ein Mehrteiler, der im ersten Heft startete. Jonathan Hickman, neuer Stern am Autorenhimmel, präsentiert mit Zeichner Nick Pitara und Kolorist Nathan Fairbain eine großartige, äußerst lustige Story. Sam Guthrie und Roberto DaCosta, Cannonball und Sunspot, sollen in Mojoworld Filme produzieren. In dieser Episode verhandeln sie die Vertragspunkte. Und zwar spielen sie alte TV Quiz Shows durch, die Gewinner dürfen jeweils die Vertragspunkte festlegen. Das ist vor allem Spaß, eine Menge Spaß. Humor für Leute mit Humor. Ich kann mir gut vorstellen, dass es genug Leute gibt, die diese Story für die allergrößte Grütze halten. Von mir aus. Freunde des verdrehten Humors kommen dagegen voll auf ihren Kosten. Das ganze ist so herrlich geschrieben und so großartig in Szene gesetzt, besser kann man es nicht machen. Ich habe mich wirklich köstlichst amüsiert.

Eigentlich wollte ich AT schon nach dem ersten Heft kicken. Irgendwie gelangte Nummer zwei doch in mein Fach und nun werde ich wohl dran bleiben, in der Hoffnung, das Wolverine und Iron Man bald Platz machen für weitere, abgefahrene Geschichten.

preview auf newsarama.com (alle 4 stories!!!)


The Invincible Iron Man 11 – Marvel – Fraction/ Larroca, D'Armata

Das Ende von Secret Invasion und der Dark Reign Status Quo war das Beste, was dem Charakter Iron Man passieren konnte. Und Fraction hat das Glück, den Charakter in einer der interessantesten Phasen seiner Geschichte schreiben zu dürfen. Und wir haben das Glück Zeuge dessen zu werden.

Fraction lässt seinen Tony Stark so richtig leiden. Waren es nach dem Civil War mehr die inneren Dämonen, die der damals mächtigste Mann der Welt zu bekämpfen hatte, so geht es jetzt um Leben und Tod. Iron Man auf der Flucht. Darum bedacht, seine Freunde aus der Schusslinie zu bringen, denn Osborns H.A.M.M.E.R. fängt an zu wüten. Neben dem Hauptplot, der Tony folgt, bekommen wir noch zwei Nebenplots. Einmal Pepper Potts in ihrer eigenem Iron Man Rüstung und natürlich Maria Hill, die in Texas einer Spur folgt. Gerade der Hill Plot ist das Sahneschnittchen, auch wenn er äußerst kurz kommt.

Fraction hat alle Trümpfe in der Hand. Er ist sowieso ein begnadeter Autor, dessen Charaktere immer sehr ausgefeilt daherkommen. So ist sein Tony Stark auch der am besten geschriebene Stark seit langem. Aber auch seine Maria Hill ist eine wahre Freude. Und wie ich bereits erwähnte, hat Fraction natürlich das Glück, diesen Charakter in einer so spannenden Phase schreiben zu können. Es ist wesentlich interessanter, Tony Stark auf einer halsbrecherischen Flucht zuzusehen, als beim Gold anlackieren des Helicarriers.
Das Storytelling ist in dieser Ausgabe auch sehr toll und blendet immer wieder geschickt zwischen Gegenwart und Rückblende.

Larroca macht ein anständigen Job, auch wenn er wieder den ein oder anderen Faulenzer Trick anwendet. Am besten gefallen mir die Maria Hill Szenen. Diese sind wirklich toll umgesetzt.
Und, alle modebewussten LeserInnen werden dankbar sein, der Pornobalken ist ab! Endlich sieht Stark nicht mehr aus, wie der Nebendarsteller einer Krimiserie aus den 70ern.
Die Farben von Frank D'Armata passen hervorragend zur Story. Vor allem der Unterschied zwischen Gegenwart und Flashback funktioniert ausgezeichnet.

In dieser Form kommt man an Iron Man eigentlich nicht vorbei.

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