Mittwoch, 4. Februar 2009

"... . And stay off the drugs, Klaus" - Reviews 04/09

So, nun ist H5W entgütlig zurück in der Aktualität. Die folgenden Reviews besprechen Hefte der letzten Woche. Viel Spaß damit!



Avengers:The Initiative 21 – Marvel – Gage/ Ramos, Delgado

Oh man, ich hoffe doch inständig, das der Titelzusatz Disassembled nur irreführend ist... A:TI hat sich zu einem meiner absoluten Favoriten entwickelt und ich wäre totunglücklich über eine Absetzung dieser Serie.

Heft 21 setzt nahtlos an das Geschehen der letzten Hefte an. Das Christos Gage nunmehr auf Dan Slott verzichten muss, merkt man überhaupt nicht. Wie aus einem Guss. Da sich die Secret Invasion in dieser Serie trotz hoher Qualität doch ziemlich streckte, tut der frische Wind des neuen Arcs so richtig gut. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll die Handlung zusammen zu fassen, da so unglaublich viel passiert mit unglaublich vielen Cahrakteren an zig Handlungsorten. Auf 22 Seiten!
Und es wirkt nie gehetzt. Neulinge werde es sicher ein wenig schwerer haben, aber wenn man die Serie verfolgt hat, findet man sich problemlos zurecht. Das ist eine kleine Meisterleistung!

Aber es gibt natürlich eine Haupthandlung. Ragnarök, der Thor Klon aus Civil War, erwacht zu leben und läuft Amok in Camp Hammond. Das klingt jetzt verdächtig nach der K.I.A. Storyline, kommt aber schon eigenständig daher und wirkt durchaus frisch. Und dieser Thor Klon hat natürlich seinen Reiz. Aber es sind vielmehr die Nebenschauplätze die das Faszinosum dieser Nummer ( und seit jeher der Serie) ausmachen. Diese vielen, meistens sehr unverbrauchten Charaktere sind einfach eine Wucht.

Eine Wucht ist auch das Artwork. Humberto Ramos zeichnet dieses Heft und wohl auch den gesamten Storyarc. Klar, man mag ihn oder eben nicht. Ich für meinen Teil gehe schon ziemlich fest. Zu einer Serie wie A:TI passt er einfach perfekt. Seine Erfahrungen mit Teamserien kommen ihm da zu Gute. Die vielen unterschiedlichen Charaktere sind gut zu unterscheiden. Sein dynamischer Strich treibt die Handlung voran. Ab und zu kann man den Actionszenen ein wenig schwer folgen, aber das nur am Rande, da es nicht wirklich stört. Das A:TI endlich auch mal einen Artist abbekommen hat, der doch zu den A-listern zählt, ist auch ne feine Sache. Ich halte große Stücke von Stefano Caselli, aber er verkauft doch nicht über den Namen und die anderen Artists konnten sein Niveau nicht halten. Mit Ramos hat man jemanden mit einer soliden Fanbase und fantastischen Skills. Die Farben von Edgar Delgado geben dem Artwork einen knalligen Superheldenlook.

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The Umbrella Acadamy: Dallas 3 – Dark Horse – Way/ Ba, Stewart

The Umbrella Acadamy ist wirklich ein Volltreffer. Das erste Volume war so gut geschreiben in allen Facetten, von der Plotentwicklung bis zu den Charakerisierungen, dass es einem als fast unmöglich erschien, hier das Werk eines Comicneulings vorliegen zu haben, noch dazu eines „Rockstars“. Gerard Way, Sänger von MY CHEMICAL ROMANCE, hat LeserInnen und KritikerInnen gleichermaßen umgehauen. THE APOCALYPSE SUITE erhielt dann auch erwartungsgemäß den Eisner 2008 für die beste Abgeschlossene Serie.

Nun läuft das zweite Volume und die Fans dürfen schon das dritte Heft in den gierigen Fingern halten. Vorneweg sei gesagt, Way entpuppt sich nicht als Eintagsfliege. Sein Volume 2 macht genausoviel Spaß wie das erste und hat an Qualität nichts eingebüßt. Die ersten 2 Hefte fand ich schon ein wenig verwirrend und glaubte mich ein wenig an Grant Morrisson erinnert, aber in Heft 3 hat Way für mich diese Zweilfel ausgerämt. Er lässt uns erkennen, dass sein „Universum“ viel mehr bereithält, als wir das im ersten Volume überhaupt erahnen konnten und nun ist auch klar, wohin die Reise storymäßig geht.

Die Meisterleistung Ways sind die unglaublich gut entwickelten Charaktere. Das soll seinen wunderbaren, fantasievollen Plot und seine großartigen Dialoge nicht abwerten, aber die Charaktere sind doch das Salz in seiner Suppe. Man achte mal auf Nummer 5, der erzählt, wie er zum ruchlosen Killer wurde und dieses auch immer wieder durchblicken läßt, nur um einen Augenblick später sich wie ein „echter“ 10 jähriger über einen Welpen zu freuen. Grandios sind aber nicht nur die Protagonisten. Die beiden durchgedrehten Villains Hazel und Cha Cha, die eine Spur von Blut hinterlassen, sind für mich jetzt schon absolute Kultcharaktere. Meine Lieblingsstelle in dieser Ausgabe ist aber die Szene im „Himmel“. Der Verzicht von Farbe an dieser Stelle ist ein weiterer Husarenstreich.

Womit wir beim Artwork wären. Preiset Gabriel Ba!!! Sein Artwork ist wirklich umwerfend. Unverwechselbarer Stil, geniales Storytelling. Seine Art der Gewaltdarstellung finde ich auch sehr bemerkenswert. Er zeigt selten bis nie den eigentlichen Vorgang, aber dafür ausführlich das hinterlassene Blutbad. Ein sehr interessanter, subtiler Weg der Darstellung. Erwähnenswert sind auch seine Splashpages, die einen immer von den Socken hauen.
Die Farben von Dave Stewart sind dann einfach noch die Kirsche auf der Sahnetorte. Sie machen das ganze erst perfekt. Ein super Job.

So, um das ganze noch ein wenig mehr abzufeiern, lobe ich an dieser Stelle auch noch die Präsentation. Cover, Recabseiten etc. sind immer sehr Phantasievol gestaltet und echte Hingucker.

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Battlefields: Dear Billy 1 – Dynamite – Ennis/ Snejberg, Steen

Wie bereits im ersten Dreiteiler seiner Battlefields legt Ennis den Focus seiner Erzählung auf Fauenschicksale im 2. Weltkrieg. Das ist ein interessanter Blickwinkel, der in der Welt der Comics nocht nicht so oft aufgezeigt wurde. Zumindest im Genre „Kriegscomcis“. In meinem Review zu THE NIGHT WITCHES 1 schrieb ich ja, das mir aber gerade dieser Versuch, die besondere Rolle von Frauen als Teil der kämpfenden Truppe darzustellen, ein wenig Plump daherkam. Ennis bekam aber die Kurve und nach Abschluss der 3 Hefte gefiel mir die Geschichte und auch die Darstellung dann doch ganz gut.


In diesem Heft hab ich von Anfang an das Gefühl, dass sich Ennis sehr gut in die Gedanken- und Gefühlswelt seiner Heldin hineinversetzen kann. Carrie Sutton arbeit als Krankenschwester in Singapur. Von Japanern wird sie mit ihren Kolleginnen verschleppt, vergewaltigt und dann wird die ganze Gruppe erschossen. Carrie überlebt, wird gefunden und ihre körperlichen Wunden heilen recht schnell. Von ihrem Martyrium erzählt sie allerdings aus Scham niemandem. Es ist Krieg, Krankenswestern werden gebraucht und so arbeitet sie in Kolkata in einem Krankenhaus. Dort lernt sie den Piloten Billy kennen. Auch dieser ist hat den Horror des Krieges erlebt, behält diese Erlebnisse aber für sich. Zwischen den beiden entwickelt sich ein zarte Liebesgeschichte.
Während eines Gespräches mit dem Oberarzt, ezählt Billy seine Erlebnisse und Carrie hört sie zufällig mit. Eines Tages wird ein verwundenter japananischer Soldat eingeliefert, und Carrie hat die Chance auf Rache...

Ennis erzählt die Geschichte in Form eines Briefes von Carrie an Billy und lässt uns somit direkt in die Gedanken seiner Heldin schauen. Er erzählt die Geschichte sehr einfühlsam und auch im mMn richtigen Ton der Zeit. Die Geschichte der zwei Menschen, die beide den Horror des Krieges erlebten, es aber voreinander geheim halten, ist glaubwürdig und kam unter Garantie oft vor. Gerade Frauen dürften ihr erleidetes Schicksal in jener Zeit tausendfach still ertragen haben, aus Scham und Angst vor gesellschaftlicher Ächtung. Ennis wirft mit dem Cliffhanger aber eine interessante Frage auf: Was, wenn man die Chance zur Rache bekommt, möge diese auch nicht zielgericht und unberechtigt sein und nur den eigenen Dämonen dienen? Eine hochbrisante Ausgangssituation!

Das Artwork des Dänen Peter Snejberg ist sehr reduziert und auf den ersten Blick unspektakulär und nicht besonders hübsch. Aber beim Lesen merkt man, wie gut er eigentlich den Nagel auf den Kopf trifft. Sein Stroytelling ist vorzüglich und die Stimmung die er erzeugt, passt sehr gut zu der Geschichte. Bei den Farben von Rob Steen verhält es sich ähnlich. Auf den ersten Blick nicht so der Knaller, geben sie der Geschichte aber den passenden Look.

Ein kleines Ärgernis ist das Lettering in den „Bief“ Captions. Der „handgeschriebene“ Look stört den Lesefluss ein ums andere Mal, da es einfach schlecht lesbar ist. Das kann nicht der Sinn der Sache sein.

DEAR BILLY 1 ist ein gelungenes Heft, dass sehr gut die Ausgangssituation der Geschichte schafft. Wenn Ennis das Niveau hält, steht uns eine gelungene WWII Mini mit einem unverbrauchtem Szenario ins Haus.

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Unknown Soldier 4 – Vertigo – Dysart/ Ponticelli, Celestini


Und nochmal Krieg. Hier ist aber nicht der längst vergangene WWII das Szenario, sondern der höchstaktuelle, blutige Bürgerkrieg im Norden Ugandas. Dysarts Unknown Soldier war vom ersten Heft an nahezu Perfekt und Ausgabe für Ausgabe packt er eine Schippe drauf.

Seine Story, mag sie noch so sehr überziehen, bleibt immer glaubwürdig. Die Geschichte des Konflikts ist ihm ebenso vertraut wie das Land und dessen Leute und er schafft es, dieses Gewirr an Interessen und Einflussnehmenden, die diesen Konflikt seit mehr als 20 Jahren nähren, glaubhaft darzustellen. Sei es der zwielichtige CIA Agent, der nun nach dem vermissten Held sucht, die LRA als „Schurken“, die aber zumindest hier bis auf den Offizier auch nur in Form von ausgenutzten Kindersoldaten auftritt oder die „gute“, regierungstreue Armee, die ebenfalls Kinder in Uniformen steckt. Es gibt hier kein einfachen Kausalitäten, ebnsowenig gibt es eine einfache Lösung. Das wird auch deutlich, - SPOILER - als die Nonne unserem Helden nicht etwa für die Rettung der Mädchen aus den Klauen der LRA dankt, sondern ihm die Gewaltanwendung vorwirft und lieber eine diplomatische Lösung erreicht hätte. Da wird klar, das gute Absichten nicht automatisch zu guten Ergebnissen führen und unser Held trotz der besten Absichten nun Teil der traurigen Geschichte dieses Krieges und dessen Gewaltspirale ist. SPOILERENDE

Das Artwork ist grandios. Italiener Alberto Ponticelli liefert einen überzeugenden Job ab. Vielleicht geht es nur mir so, aber bei Betrachten der letzten Szene, die im Regen spielt, fühlte ich mich ein wenig an John Romita jr. erinnert und blätterte nochmal zurück und tatsächlich, das dynamische Storytelling kann man sehr wohl mit einem derer Meister vergleichen. Ponticelli hat aber durchaus einen eigenen Strich und reiht sich gut in die hochwertigen Artists von Vertigo ein. Die Kolorierung von Oscar Celestini rundet das Artwork ab.

Sehr gut gefällt mir auch nach wie vor das Editorial von Dysart. Anstelle von Leserbriefen präsentiert er Monat für Monat fundierte, gut recherchierte Hintergrundfakten zu seiner Geschichte, die keinen Zweifel daran lassen, dass ihm seine Geschichte wichtig ist.
Vertigo beweißt mit UNKNOWN SOLDIER einmal mehr, dass sie die Topaddresse sind, wenn es um anspruchsvolle Comicuntehaltung geht, die sich an ein erwachsenes Puplikum richtet.


The Amazing Spider-Man Extra 2 – Marvel – Slott, Wells/ Bachalo, Riviear u.a.

Nun haut uns Marvel also zu den drei regulären Amazing Heften alle zwei Monate noch ein 3.99 teures Extra um die Ohren. Wenn sich die Qualität und auch der satte Inhalt von 40 Story Seiten aber hält, dann gibt es kein Grund zu jammern. Ehrlich gesagt wundert es mich bei der aktuellen Preisentwicklung bei Marvel eigentlich, dass das Heft nicht 4.99 kostet. In den Extra Heften, sollen die Autoren die Möglichkeit bekommen, kleine Geschichten aus der BND Welt zu erzählen, die in den regulären Ausgaben keinen Platz finden. In diesem Heft bekommen wir zwei Storys von zwei knackigen Kreativteams.

Die erste Geschichte stammt aus der Feder von Dan Slott und dreht sich um Anti-Venom und Mr.Negativ und deren Verhältnis. Um Ehrlich zu sein, Anti-Venom war für mich eine der Enttäuschungen des vergangen Spideyjahres. Nicht, weil er etwa einfach grotte war wie dieser unsägliche Freak, sondern weil ich mir mehr und vor allem etwas Anderes erhoffte. Aber gut, Slott, der den Charakter ja ins Leben rief, verankert ihn jetzt mit dieser Geschichte und hinterlässt eine interessante Ausgangssituation für neuerliche Verwendungenen Anti-Venoms. Es ist nämlich völlig unklar in welche Richtung sich der Charakter nun entwickeln wird. Das macht den Charakter Anti-Venom zumindest in dieser Geschichte noch nicht besser, auch wenn sich eine gewisse Ironie ergibt, die das eindimensionale Weltbild Brocks erschüttert. Eindimensional ist übrigens ein gutes Stichwort, denn das ist Brock. Die Chance wurde vertan, einen im Spidey Mythos festverankerten Charakter interessant wieder einzuführen. Außerdem fühlt sich Anti-Venom auch nicht wirklich neu an, sondern wie ein Aufguß von LETHAL PROTECTOR. Slott schreibt seine Story aber routiniert und gewährt auch einmal mehr Einblicke in die Organisation Mr.Negativs, der als Villain ja auch noch gar nicht so genutzt wurde, wie es Anfang letzten Jahres den Anschein hatte. So sehr das jetzt alles gemeckert klingt, so macht die Story doch Lust auf mehr und wird uns in den kommenden Heften von ASM wohl wieder begegnen als Ausgangspunkt für eine andere Story.

Bachalo sorgt derweil wieder einmal für einen Hingucker. Spektakuläres Artwork - aber keine Effekthascherei. Sein Storytelling wird immer besser. Ein absoluter Gewinn für die Spidey Franchise. Sehr gelungen ist auch die Kolorierung , die Bachalo gemeinsam mit Antonio Fabela bewerkstelligte. Wirksam, effektvoll. Ein sehr toller Kniff ist auch das panelweise Weglassen der Farben.

Die zweite Geschichte ist von Zeb Wells. Dieses kleine Wolvie/Spidey Team Up ist für mich das Highlight des Heftes. Sie wird nicht die spätere Bedeutung für BND haben wie Slotts, macht aber dennoch mehr Spaß. Voller Humor erzählt Wells... ach, lest es selbst!
Illustriert wurde die Story von Paolo Rievera. Er und Wells hatten ja schon in ASM#577 das Vergnügen der Zusammenarbeit und harmonieren auch hier prächtig. Man beachte vor allem Wolverines Mimik, ohne deren geniale Darstellung seiten Riveras Wells Geschichte nur halb so gut wäre. Rivera ist ja mehr für sein gemaltes Artwork bekannt, mit dem er zahlreiche Cover erstellte, aber auch Interiors an SPECTACULAR SPIDER-MAN #14 oder den MYTHOS Heften von Paul Jenkins. Sein gezeichnetes Artwork geht in eine andere Richtung, sieht aber auch spektakulär aus. Vergleiche mit Marcos Martin drängen sich auf, beide haben einen ähnlichen Ansatz, sehen aber jeweils unverwechselbar aus. Eine Kleinigkeit, die mir bei ihm noch gut gefällt, ist das Integrieren der Soundwörter in die Zeichnung. Die Farben stammen ebenfalls von Riveras und passen gut zur Geschichte, sind aber auch ein wenig dunkel.

Daumen hoch für Amazing Spider-Man Extra!

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