Montag, 18. Mai 2009

"The jormans aren't in the habit o'fookin aroond..." - Reviews 15/07

Und wieder einmal bin ich Opfer des Real Life. Die Arbeit hält mich von der wirklichen Arbeit ab, so dass es mal wieder keine Reviews gab. Nun werde ich diese Woche wieder etwas aktiver und wohl noch das ein oder andere Review posten.



Dark Reign: The Cabal -Marvel – V.A.

Betrachtet man diesen One Shot, der fünf kurze Stories von fünf Kreativteams beinhaltet, ganz emotionslos, ohne Fanboybrille, so hat man ein durchschnittliches Heft. Wird man mit Anthologien dann auch nicht so richtig warm, kann man sich die 4 Dollar eventuell sogar sparen. Aber: alle Fanboys und Girls mit mit Herz für kleine Geschichtchen, große Autoren, miese Schurken und cooles Artwork kommen wohl nicht dran vorbei.

Man bekommt von Jonathan Hickman und Adi Granov eine Doctor Doom Geschichte. Und die hat es auch gleich in sich. Nicht nur das man mal wieder in den seltenen Genuss von Granovs Interiors kommt, Hickmans kleine Doom Storie ist großartig. Ein herrlicher Einblick in einen verdrehten, bösen Geist mit einigen herrlich rabenschwarz komischen Panels.
Dann machen Matt Fraction und Daniel Acuna mit Emma Frost weiter. Wow. Daniel Acuna ist hier eindeutig der Faktor, der das VU Meter zum Ausschlagen bringt. Sein Artwork ist ein absoluter Hingucker. Sehr eigen,mit einem ungewöhnlichen Einsatz von Farbe und Tinte ist er dennoch Eye Candy. Sein gutes Storytelling rundet das ab. Acuna sollte ruhig mehr machen. Fractions Story ist aber auch alles andere als schlecht. Er gibt wieder einmal Einblick in die bewegte Vergangenheit der guten Ms.Frost. Fraction und Acuna sind damit auch Wiederholungstäter, denn beide griffen im UNCANNY X-MEN ANNUAL 2 den gleichen Ansatz auf und lieferten eines der besten UNCANNY Hefte der letzten Zeit ab.
Dann darf Rick Remender sich mit Artist Max Fiumara an The Hood vergreifen. Remender schreibt eine großartigen Hood, das wissen alle, die der aktuellen PUNISHER Serie ein Chance geben und macht auch hier keine Ausnahme. Yeah, sein The Hood ist bad ass, durchtrieben, getrieben. Ein fieser Gangster in dem trotzdem irgendwo noch ein Herz schlägt. Mit The Hood hat Marvel endlich mal wieder einen ernstzunehmenden Superschurken und mit Remender einen Autoren, der genau weiß, welche Saiten er bei so einem Charakter anschlagen muss. Das Artwork von Fiumara ist auch gut, vor allem die Flashback Szenen haben mir gefallen.
Weiter geht es mit der schwächsten Geschichte des Heftes, Kieron Gillens Namor Story. Eine kleine Abwandlung des salomonischen Urteils. Die Geschichte mag die schwächste sein, aber sie ist zumindest eindrucksvoll illustriert von Carmine Di Giandomenico. Von dem kriege ich nicht genug.
Peter Milligan beendet dann zusammen mit Artist Tonci Zonjic den Reigen an Geschichten. Seine Loki/ Doom Story ist nochmal ein kleines Highlight und wohl die Geschichte, die am meisten mit dem aktuellen Geschehen verknüpft ist. Es macht wirklich Spaß, diesen verdreht bösen Charakteren zu folgen. Zonjics Artwork setzt das Ganze gelungen um.

Dark Reign: The Cabal ist sicher kein must have, aber ein gelungenenes One-Shot mit Geschichten von immerhin 5 großartigen Kreativteams .

preview auf ign.com


Battlfields: The Tankies 1 – Dynamite – Ennis/C. u. E.Ezquerra, Avina

Ich gebe zu, nach dem grandiosen DEAR BILLY wirkt die erste Ausgabe von The Tankies fast ein wenig enttäuschend. Es ist natürlich beinahe unfair, den neuesten Streich in der Battlefields Serie mit einem der besten Ennis Arbeiten überhaupt zu vergleichen. Unterm Strich bietet auch The Tankies gehobene Comic Unterhaltung. Es gibt wahrscheinlich derzeit keinen Zweiten, der so gut WWII Comics schreibt wie Ennis.

The Tankies nimmt uns mit in die Zeit kurz nach D-Day, als die Alliierten Streitkräfte um jeden Preis ihren Brückenkopf in der Normandie ausweiten mussten in einen zählbaren, territorialen Gewinn. Die Protagonisten des Heftes sind eine unerfahrene, britische Panzercrew, deren Lieutenant gleich am Anfang stirbt und durch einen Haudegen ersetzt wird. Ennis zieht hier wieder alle Register seines Könnens. Er kennt sich bestens aus und präsentiert ein glaubwürdiges, brutales Weltkriegs Action Drama. Dabei ist es seine Kenntnis über die Epoche, die mal wieder überzeugt. So hat zum Beispiel ein Gefangener Soldat der Waffen SS eine Flecktarn Uniform, damals ein Novum. Einzig die Bezeichnung des britischen Panzers passt nicht mit dessen Bewaffnung überein, ein kleiner Bug, der mir aber auch erst während der Recherche für dieses Review auffiel und den Lesegenuß in keinster Weise stört. Störend hingegen sind mal wieder sinnlose, deutsche Sätze. Das sollte Ennis nun mittlerweile auch besser hinkriegen. Das kommt allerdings nur zweimal vor. Dieser Fauxpas wird aber mehr als ausgebügelt durch die verschiedenen, britischen Akzente. Vor allem der nordenglische Kauderwelsch des Haudegens ist einfach herrlich.

Das Artwork weiß einmal mehr zu überraschen und befindet sich wieder weit über Dynamite Niveau. Carlos Ezquerra ist ein alter Fuchs, Co-Creator von Judge Dredd und mit Garth Ennis schon unter anderem tätig an JUST A PILGRIM, BLOODY MARY und A MAN CALLED KEV. Ein wirklich toller Job. Vor allem die Gesichter und die Mimik sind großes Kino. Geinkt wurden die Pencils von Hector Ezquerra. Verwand? Verschwägert? Keine Ahnung, aber gute Inks. Die tolle Colorierung rundet das Artwork schön ab.

preview auf cbr.com


Ms. Mavel 3
8 – Marvel – Reed/ Isaacs, Sotomayor

Ich hatte mich gerade so richtig an Carol Denvers gewöhnt und Spaß an der Serie, da.... naja, auf jeden Fall wird der Hauptcharakter ausgetauscht. Statt Carol Denvers bekommen wir nun Karla Sofen, aka Moonstone.

Zuerst dachte ich, das kann ja nichts werden. Jump the shark in the Marvel way??? Aber Brain Reed hat es doch raus. Statt der erwarteten Langeweile durch die redaktionelle Vorgabe eine Schurkin-verkleidet-sich-als-Heldin Story zu erzählen, verblüfft mich Brian Reed mit einem tollen Heft. Er steigt ein mit einer Actionszene ein, die schon klar macht, das hier eine etwas andere Auffassung von Heldentum bei der Arbeit ist als etwa bei Carol Denvers. Soweit nicht unerwartet. Dann bringt er das Heft aber in eine Talking Heads Phase, die in einen schockierenden Showdown mündet. Das konnte man so nicht erwarten, ist toll erzählt und wirkt auch völlig organisch und kohärent mit dem, was man sonst so über Moonstone weiß. Eigentlich war Ms. Marvel mit diesem Pitch für mich ein Cancelkanditat, aber Brian Reed hat mich doch an der Angel.

Das Artwork der jungen New Yorkerin Rebekah Isaacs (P,I) kann leider nicht so überzeugen, ist bestenfalls Durchschnitt. Es gibt schon ein paar Panels die ganz schön sind und ihr passieren auch keine großen Schnitzer, aber mehr als Mittel zum Zweck kommt eben nicht heraus. Allerdings sei gesagt, dass sie im Vergleich zu ihrer Arbeit an HACK/SLASH #7-9 schon einen Schritt nach vorn gemacht hat. Das Gespür für das Storytelling ist vorhanden, ich bin mir ziemlich sicher, das sie im Laufe der Zeit noch weitere Schritte nach vorn macht. Hilfreich wäre evtl. ein routinierter Inker gewesen, aber da sparen die Verlage ja in letzter Zeit wo sie nur können. Auch eine bessere Colorierung hätte das Artwork aufgewertet. Chris Sotomayor kann da nicht überzeugen. Bis auf ein paar Momente bleibt die Colorierung hinter heutigen Standarts zurück.

preview auf newsarama.com
rebekah isaacs blog and on deviantart

Unkown Soldier 7
– Vertigo – Dysart/ Ponticelli, Celestini


Joshua Dysarts UNKNOWN SOLDIER hat bis jetzt auf hohem Niveau überzeugen können. Der erste Arc, der mit Heft 6 abgeschlossen wurde, war in seiner Intensität und Güte beinahe schon unheimlich. Reviews zu einzelnen Heften findet ihr bei mir im Blog. Vertigo wird den ersten Arc demnächst für wenig Geld als Trade bringen. Leute, kauft das. Ihr werdet es nicht bereuen.

Heft 7 bietet nun den Auftakt zum nächsten Arc. Dysart wechselt hier den Erzähler und bringt den Studenten Alimo ins Spiel, der im Kriegsgebiet aufwuchs und nun in der ruhigen Hauptstadt Ugandas wohnt. Er lässt sich von seinen Freuden breitschlagen, in sein Dorf zu reisen. Diese können sich die Gräuel nicht vorstellen, die nur ein paar hundert Kilometer nördlich das die Bevölkerung erleidet. Es kommt wie es kommen muss...

Dysart lässt Alimo als Erzähler fungieren und gibt so einen weiteren Blickwinkel auf sein Setting frei. Er zeigt so ganz nebenbei, wie so ein Bürgerkrieg in Afrika funktioniert, wie geographisch begrenzt solche Konflikte oft sind. Weiterhin zeigt er wieder eindrucksvoll, welche Narben Gewalt hinterlassen kann. Er schreibt trotz dieser ganzen Last an Botschaft dennoch eine lockere, stets spannende, action geladene Story. Besser geht’s nicht. Schade ist allerdings, dass sein Editorial, mit dem er seine Geschichte stets mit wirklich akribisch recherchierten Fakten unterfütterte irgendwie weggefallen ist.

Das Artwork von Alberto Ponticelli ist wieder einmal großartig. Ich weiß auch nicht was ich dazu noch schreiben soll. Die Farben von Oscar Celestini gehören auch zur hohen Schule. Mit Heft 7 gibt es übrigens mit Dave Johnsen auch einen neuen Cover Artist.


Captain America – Theater of War: A Brother in Arms – Marvel – Jenkins/ McRea, V.A.


Diese Theater of War Reihe bringt One Shots von Cap meist im WWII Setting. Damit treffen sie bei mir auch voll ins schwarze. Ich mag Cap, Kriegscomics finde ich auch reizvoll. Ich weiß nicht, ob das schon als guilty pleasure zählt...

Nun darf Paul Jenkins also zum wiederholten Male ran. Sein A BROTHER IN ARMS nimmt dabei so ziemliche jedes Kriegsklischee mit, dass es nur gibt und trotzdem schafft er es, eine lesenswerte Geschichte abzuliefern. Erstaunlich. Cap muss mit einer Gruppe Fallschirmjäger hinter feindlichen Linien abspringen um einen Damm/ Brücke einzunehmen und diesen vor der drohenden Sprengung durch die Nazis zu schützen. Eine heikles Unterfangen, denn in der lokalen Garnison sind neben der Wehrmacht auch Verbände der Waffen SS stationiert. Während der Gefechte gerät ein deutscher Soldat in die Gefangenschaft der Amerikaner. Ohne Caps Eingreifen hätten die Männer ihn erschossen. Diese Szene nutzt Cap für einen Vortrag über die Regeln des Krieges. Der deutsche Gefangene entpuppt sich schließlich als nützlich, da er der einzige der eingeschlossenen Männer ist, der als Sanitäter arbeiten kann. Und so verarztet er während des langen Gefechts die amerikanischen Verwundeten und die Soldaten freunden sich schließlich an. Der Deutsche ist selbst schwer verletzt und braucht medizinische Versorgung und wird von Cap schließlich an die Wehrmacht übergeben. Doch.....

Wie gesagt, Jenkins lässt keine Klischee aus. Die abgrundtief bösen SS Schergen, die gar nicht so verkehrte Wehrmacht, die G.I.s, die auch nur Menschen sind , Krieg ist wirklich die Hölle etc,etc.. Es funktioniert trotzdem. Einerseits ist es reizvoll, Cap in einem „normalen“ WWII Setting zu sehen und diese Klischees gibt es ja nicht ohne Grund, sie funktionieren eben gut. Allerdings hätte Jenkins die Geschichte mit ein wenig mehr Verzicht auf Stereotype noch aufwerten können.

Das Artwork ist so eine Sache. John Mcrea hat einen guten Job hingelegt, seine Pencils sind klasse. Allerdings gibt es drei verschiedene Inker und drei verschiedene Coloristen. Das mach sich schon bemerkbar in der Konsistenz. Aber das Artwork ist trotzdem schick, besonders die ersten und vor allem die letzten Seiten.

Captain America Fans werden wohl sowieso zuschlagen, alle anderen, wenn nicht gerade mit Faible
für Kriegsgeschichten versehen, werden vielleicht nicht unbedingt die gleiche Freude daran haben wie ich.

preview auf comixology

1 Kommentar:

Ratzfatz hat gesagt…

Stimme dir bei Ms. Marvel zu. Hätte nicht erwartet dass mich Brian Reed für Karla Sofan begeistern kann, aber war dann mit ihrem ersten Auftritt doch sehr zufrieden.